Leiden, Tod und Auferstehung – Das Grundprinzip unseres Lebens und des Reiches Gottes

Leiden, Tod und Auferstehung – Das Grundprinzip unseres Lebens und des Reiches Gottes

Die Kar- und Osterliturgie sind für Christen die höchsten Feiertage. Warum? Weil sich unser Leben vor unseren Augen alljährlich in der Karwoche erneut zeichenhaft und symbolisch und doch geheimnisvoll real nachzeichnet: sas Leiden Jesu, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Auch wir sind Teil davon und mitten drinnen – bis heute. Und doch ist es nur Erinnerung und schon alles geschehen. Die Spannung vom „schon“ und „noch nicht“ wird in dieser Woche enorm deutlich spürbar und erlebbar.

Unser Trost: Jesus nahm freiwillig die Sünde und Schuld aller Menschen auf sich, um sie aus dem Tod zu retten und ihnen das ewige Leben zu schenken. Das Karfreitagsgeschehen ist dabei nicht isoliert zu betrachten, sondern als „Pascha-Mysterium“ in einer Reihe mit Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten in unmittelbarer Verbindung. Nicht das Opfer Jesu allein, sondern der Sieg über den Tod ist das unbegreiflich Große, das Jesus hier für uns erwirkt hat. Der Tod Jesu, seine Höllenfahrt, also die absolute Gottverlassenheit, seine Auferstehung, die Geistsendung und damit bleibende Gegenwart Jesu hier auf Erden gehören also unmittelbar zusammen. Die Auferstehung ist neben dem Tod kein weiteres Ereignis, sondern der Tod stirbt sozusagen in die Auferstehung hinein und bewirkt die Geistausgießung. Maria, die Braut des Heiligen Geistes spielt hier eine ganz zentrale Rolle der Mittlerschaft, die gleich eines Katalysators am Heilsgeschehen mitwirkt und bis heute teilhat. Durch Maria haben wir auch Teil am Erlösungsgeschehen und wirken bis heute mit der ganzen Schöpfung am Leiden, Sterben, Tod und Auferstehen sowie bei der Geistausgießung mit. Maria ist Mediatrix und auch wir sind es daher durch sie, weil sie uns als ihre Kinder mithineinnimmt in das Erlösungsgeschehen.

Es gilt, was Paulus schreibt: Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark (1. Kor 15,43). Damit gibt er uns ein Bild von der Auferstehung. Er stellt das neue Leben, das von Gottes Geist gegeben ist, dem alten, irdischen Leben gegenüber. Um dies zu erleben, muss alles Irdische sterben.

Jeder von uns ist mit Leiderfahrungen konfrontiert: Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen, Beziehungsbrüche, uvm. Leid gehört zu den Urerfahrungen der Menschheit. Die Frage nach seinem Ursprung und Sinn ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Wie können wir nun mit Schmerz und Leid gut umgehen, wenn es doch fester Bestandteil unseres Lebens ist? Mit welcher Haltung können wir dem Leiden in unserem persönlichen Leben begegnen? Ist es möglich, unser Leiden trotz allem fruchtbar werden zu lassen?

Die Erfahrung zeigt, dass Not und Leid Lehrmeister des Menschen sein können, die ihm Dinge lehren, die er sonst niemals begreifen könnte. Schwere Krisen können Menschen die Augen für ihr bisheriges Leben öffnen und eine Umkehr auslösen. Sie können dazu führen, ihr Lebensziel zu überdenken und wieder neu auszurichten. Hat Leid nun einen Sinn? Leidvolle Erfahrungen können sinnvoll sein, um innerlich zu wachsen und zu reifen. Entscheidend ist unsere Haltung dem Leid gegenüber.

Viktor Frankl sagte: Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, muss auch Leiden einen Sinn haben. Es kommt nicht darauf an, was man leidet, sondern wie man es auf sich nimmt. Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.

Nach Frankl hat der Mensch immer einen gewissen Gestaltungsfreiraum, Stellung zu seinem Leidensschicksal zu beziehen. Er entscheidet selbst, ob er sich dem Leiden gänzlich ergibt oder eine Einstellung findet, die sein Leben wertvoll macht und in der er den Sinn schwieriger Lebenslagen findet. Dies setzt eine konstruktive Auseinandersetzung und einen aktiven Suchprozess voraus.

Die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung hilft dabei, innerlich in eine gewisse Distanz zu schwierigen Situationen zu gehen. Dies lässt Umstände in neuem Licht erscheinen. Man fühlt sich ihnen nicht ausgeliefert, sondern erkennt die eigenen Möglichkeiten.

Es geht nicht darum, Leid zu glorifizieren und dessen Ursachen nicht beheben zu wollen. Es geht nicht um einen masochistischen Umgang mit Leid, um das Leiden des Leidens willen. Es geht um die Entwicklung einer Haltung, die uns hilft, gestärkt und gereift aus schwierigen Situationen hervor zu gehen und die uns jene Mittel in Anspruch nehmen lässt, die uns auf diesem Weg helfen.

Hüten wir uns, einen Kompromiss mit dem Bösen einzugehen. Auch wenn wir häufig im Nachhinein den persönlichen Gewinn bestimmter Leiderfahrungen erkennen können, gilt es anzuerkennen, dass uns der Sinn mancher Umstände bis zuletzt verborgen und letztlich ein Geheimnis bleibt. Als Christen dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gott uns liebt und weiß, was das Beste für uns ist. Die Antwort finden wir in Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstanden: Er offenbart uns, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. In Bezug auf Leiden wird häufig die Geschichte Ijobs erwähnt. Gott hat eine weitsichtige Lösung für alle Probleme und Prüfungen. Wenn wir uns Ihm zuwenden und Ihm unbegrenzt vertrauen, dürfen wir sicher sein, dass Er uns hält, führt, schützt, erlöst und uns vor dem Bösen bewahrt!